Besondere Schutzkleidung ist insbesondere an sensiblen Orten notwendig, wo eine patienten- und aufgabenbezogene Vorsicht herrscht. Sie bildet eine sichere Barriere zwischen dem Träger und seiner gesamten Umgebung. Ihr Gebrauch wird daher auch als „Barrieremaßnahme“ bezeichnet. Der Umfang bestimmt sich nach dem Personalrisiko, dem Risiko der Keimverschleppung und dem Infektionsrisiko der Patientinnen und Patienten.
Nachfolgend möchten wir auf Handschuhe, Atemschutzmaske, Kittel und weitere Ausrüstungsbestandteile genauer eingehen.
Medizinische Schutzhandschuhe sorgen für einen adäquaten Schutz vor Kontakt mit Körperflüssigkeiten, Ausscheidungen oder flüssige Chemikalien. Diese können über verschiedene Wege über die Haut der Hände direkt oder indirekt (sekundär) als Vehikel in den menschlichen Kreislauf gelangen – z. B. über bestehende Wunden, Risse in trockener Haut oder gar Stichverletzungen. Schutzhandschuhe kommen mit unterschiedlichen Materialeigenschaften und Anforderungen für den jeweiligen Anwendungszweck zum Einsatz. So sollten z. B. immer der abzuwehrende Stoff und die möglichen mechanischen Beanspruchungen mit in die Auswahl der Handschuhe einfließen. Bei erhöhter Perforationsgefahr der Handschuhe empfiehlt es sich beispielsweise, zwei Paar Handschuhe übereinander zu tragen.
Der Mund-Nasen-Schutz hat generell die Aufgabe, den Schutz vor in der Atemluft befindlichen Schadstoffen (z. B. auch Mikroorganismen) zu gewährleisten. Wie gut ein solcher Mund-Nasen-Schutz wirken kann, hängt bei solchen partikelfiltrierenden Halbmasken (engl. Filtering Face Pieces = FFP) von der Gesamtleckage ab. (die Summe von bestehenden Undichtigkeiten). Verantwortlich dafür sind neben möglichen außerplanmäßigen Durchlässigkeit am Ausatemventil hauptsächlich 2 Faktoren:
1. Die Verpassungsleckage:
Sie vergrößert sich, je mehr Undichtigkeiten an den im Gesicht aufliegenden Stellen. Solche Stellen werden als Dichtlinie bezeichnet.
Trägerabhängige Merkmale, wie ein Bart bzw. vermehrter Haarwuchs im Bereich der Dichtlinie kann zu einer Leistungsminderung der Atemschutzmaske führen. In diesem Zusammenhang ist festzustellen, dass das Gesundheitsrisiko erhöht wird (insbesondere bei Indikationen für einen höherwertigen Atemschutz wie bei FFP 2- und FFP3-Masken.
2. Der Filterdurchlass:
Je geringer dieser ist, desto größer ist die Effizienz der Abscheidung von Partikeln und Vermeidung der kompletten Durchdringung. Dafür verantwortlich sind beispielsweise sowohl Schichtdicken als auch elektrische Fasereigenschaften.
Der Schutzkittel dient dem tragenden Mitarbeiter generell zum Schutz vor Kontamination seiner Bereichs- bzw. Arbeitskleidung mit Infektionserregern jeglicher Art. Der Schutzkittel wird also zusätzlich und situationsbezogen getragen. Prinzipiell ist er langärmelig und hinten, sowie im Nacken mit einem Bündchen sicher geschlossen. Die Auswahl der Art des Kittels richtet sich nach der Tätigkeit, dem Kontaminationsrisiko und dem möglichen Durchfeuchtungsgrad. Bei Einmalprodukten wird empfohlen diese direkt nach der Beendigung der Tätigkeit zu entsorgen. Mehrfachkitteln sollten nur mit einem nachgewiesenen, wirksamen und desinfizierenden Verfahren als auch Mittel entsprechend dem RKI- bzw. der VAH-Liste gewaschen werden.
→ Der Haarschutz zählt zum Personenschutz und hilft dem Träger als auch dem zu behandelnden Patienten, eine Kontamination mit organischem Material zu vermeiden. Vor allem bei invasiven Maßnahmen sollte die Nutzung solcher grundsätzlichen Vorkehrungen ausnahmslos wahrgenommen werden.
→ Der Brillen/Gesichtsschutz (bei Gefahr der Aerosolbildung) ist in erster Linie hilfreich bei der Abwehr vor infektiösem Material oder chemischen Gefahrstoffen. Der Schutz sollte Flüssigkeitsdicht und mit einem seitlichen Schutz ausgestattet sein, ggf. auch beschlags-/spiegelarm. Außerdem muss der Brillen- bzw. Gesichtsschutz zwingend desinfizierbar sein.
→ Die flüssigkeitsdichte Einmalschürze wird (aufgrund der Gefahr der Durchnässung) über der Arbeits-, Bereichs- oder Privatkleidung getragen, wenn eine Kontamination zu erwarten ist. Sie wird aus Baumwoll-Mischgewebe, bzw. Microfaser oder Kunststoff hergestellt und sollte nach Beendigung der Tätigkeit oder einem Patientenwechsel direkt bzw. fachgerecht entsorgt werden.
→ Schuhe (z.B. Bereichsschuhe, Gummistiefel/ -galoschen). Diese sind selbstverständlich nur notwendig bei definierten Tätigkeiten bzw. in Bereichen mit Bereichskleidung. Sie sollten flüssigkeitsdicht, rutschhemmend sowie chemisch bzw. thermisch desinfizierbar und für die OP-Abteilung, beziehungsweise für die Intensiv-Station antistatisch sein.
Bereichskleidung erweitert die Berufskleidung in Bereichen mit besonderer Infektionsgefährdung wie zum Beispiel in OPs und der Anästhesie, auf den Intensivstationenals auch in Blutspende- und Präparationsbereich der Blutbank.
Grundsätzlich gibt es natürlich einen farblichen Unterschied zwischen Bereichskleidung und Berufskleidung. So ist im OP beispielsweise Bereichskleidung zu tragen. Ferner werden im OP regelmäßig Bereichsschuhe, Haarschutz und Mund-Nasen-Schutz getragen. Bei Operationen, bei denen es zu einer Durchfeuchtung kommen könnte, müssen flüssigkeitsdichte OP-Kittel verwendet werden. Wenn mit Aerosolen und/oder Sekretspritzern gerechnet werden muss, sind des weiteren Schutzbrillen zu tragen. Vor dem An- bzw. nach dem Ablegen der Bereichskleidung ist eine hygienische Händedesinfektion durchzuführen.
OP-Kittel, medizinische Schutzhandschuhe, Mund-Nasen-Schutz und Kopfhaube fallen in die Kategorie ‘Medizinprodukte’. Die Grundlagen für die bestimmungsgemäße Verwendung enthält das Medizinprodukterecht (Medizinproduktegesetz, MPG, und die Medizinprodukte-Betreiberverordnung, MPBetreibV). Prüfanforderungen für diese Produkte werden in DIN oder EN-Normen beschrieben. Für den Arbeitsschutz ist die europäische Richtlinie (89/686/EWG) für persönliche Schutzausrüstung (PSA-Richtlinie) maßgebend.
Häufig besteht die Indikation für das gleichzeitige Tragen von Schutzkittel, Atemschutz und Handschuhen. In welcher Reihenfolge das An- und Ablegen durchzuführen und was dabei zu beachten ist, wird nachfolgend beispielhaft beschrieben.
Schritt 1 Anlegen des Schutzkittels
Schritt 2 Anlegen der Atemschutzmaske
Schritt 3 Anlegen der Schutzhandschuhe
Schritt 4 Ablegen der Schutzhandschuhe
Schritt 5 Ablegen des Schutzkittels
Schritt 6 Ablegen der Atemschutzmaske